Die Rundfunkbranche durchläuft dank der rasanten Weiterentwicklung und Einführung virtueller Produktionstechniken einen tiefgreifenden Wandel. Virtuelle Produktion ist längst keine Neuheit mehr, sondern eine Kernstrategie vieler Sender und beeinflusst gleichermaßen Nachrichten, Sport und Studiobetrieb.

Diese Entwicklung wird durch zahlreiche Faktoren vorangetrieben, darunter Kosteneffizienz und erhöhte kreative Flexibilität. Die Grenzen traditioneller physischer Sets werden durch die unbegrenzten Möglichkeiten virtueller Umgebungen überwunden. Dieser Artikel beleuchtet die Perspektiven mehrerer wichtiger Akteure der Branche.

Mathieu Mazerolle von Foundry merkt an, dass sich die Bedeutung von „virtueller Produktion“ im Laufe der Zeit erweitert hat und ein breiteres Spektrum an Techniken umfasst, die reale und virtuelle Bilder miteinander verschmelzen. Er weist darauf hin, dass der Rundfunk in diesem Bereich Pionierarbeit geleistet hat, die Techniken jedoch, wie in Hollywood zu sehen, in Qualität und Realismus zunehmen und nun verstärkt von Rundfunkanstalten übernommen werden.

Onur Can Gulenc von Zero Density beobachtet, dass die USA Europa bei der Einführung der virtuellen Produktion aufholen. Die Verfügbarkeit neuer Technologien wie generativer KI ist ein wichtiger Treiber, der die Einstiegshürde für kleinere Sender senkt.

Miguel Churruca von Brainstorm hebt die Vorteile hervor, die über die Erstellung nicht existierender Szenen hinausgehen. Er betont die Kosteneinsparungen durch reduzierten Setbau und die erhöhte Flexibilität für die Erstellung vielfältiger Inhalte. Die Nachfrage nach Hyperrealismus und die Integration mit anderer Hardware sind ebenfalls wichtige Aspekte.

Steve Taylor von Vizrt weist auf die Uneinigkeit unter den Kunden hinsichtlich Green Screen gegenüber LED-Volumes hin und deutet darauf hin, dass sich keine der Technologien als eindeutiger Gewinner herauskristallisiert hat. Sein Unternehmen arbeitet daran, die Einschränkungen des Green Screens zu beseitigen, um die Flexibilität zu verbessern.

Mazerolle betont weiter das Potenzial der virtuellen Produktion, das Zuschauererlebnis zu verbessern und personalisierte Inhalte zu unterstützen. Er hebt die frühen Innovationen des Rundfunks und das enorme ungenutzte Potenzial in diesem Bereich hervor.

Gulenc listet die Vorteile der virtuellen Produktion auf, darunter Zuverlässigkeit, Effizienz, Integration und verbessertes Storytelling. Er stellt fest, dass die Effizienz durch die Verwendung derselben Grafiken in verschiedenen Anwendungen verbessert wird.

Mike Paquin von Ross Video betont die Flexibilität und Kosteneffektivität der virtuellen Produktion, die eine schnelle Erstellung und Umschaltung zwischen immersiven Umgebungen ermöglicht. Dies ermöglicht ein tiefergehendes Storytelling, das auf verschiedene Marken und Plattformen zugeschnitten ist.

Taylor stellt eine deutliche Verlagerung hin zur Remote-Produktion fest und hebt die Vorteile der Arbeit von zu Hause oder in lokalen Studios hervor, anstatt auf teure Reisen und Vor-Ort-Geräte angewiesen zu sein. Er hinterfragt, warum die Branche cloudbasierte Lösungen nicht vollständig einsetzt.

Mazerolle beobachtet, dass Rundfunkanstalten die virtuelle Produktion schrittweise übernehmen und häufig mit Studios von Drittanbietern zusammenarbeiten oder interne Teams aufbauen. Er hebt die steigenden Erwartungen der Zuschauer an die visuelle Qualität und das Potenzial von Hollywood-Compositing in Live-Feeds hervor.

Gulenc widerlegt das weit verbreitete Missverständnis, dass virtuelle Produktion nur für spezielle Projekte geeignet ist, und nennt Beispiele für den täglichen und rund um die Uhr dauernden Einsatz.

Churruca betont die Kostenreduzierung und die erhöhte Nachhaltigkeit der virtuellen Produktion. Er weist auf die zunehmende Koexistenz virtueller und realer Technologien hin.

Taylor wiederholt die anhaltende Debatte zwischen Green-Screen- und LED-Volume-Ansätzen und das Fehlen eines endgültigen Siegers.

Mazerolle betont den Sport als sich schnell entwickelnden Bereich für die virtuelle Produktion und hebt die Verwendung virtueller Desks, immersiver Studios und AR-Grafiken hervor, die auf Live-Daten reagieren. Er erwähnt auch die Bedeutung komplexen Compositings in Live-Pipelines.

Taylor nennt erfolgreiche Beispiele für große Live-Events mit virtueller Technologie und hinterfragt, warum eine breitere Akzeptanz noch nicht stattfindet.

Marcus B. Brodersen von Pixotope betont, dass virtuelle Sets nicht nur „aufwendige Grafiken“ sind, sondern eine einheitliche Lösung, die verschiedene Elemente der physischen Produktion ersetzt und zu erheblichen Kosteneinsparungen und kreativer Vervielfältigung führt.

Mazerolle räumt die anfänglichen Investitionen in die virtuelle Produktionstechnologie ein, betont aber die langfristigen Kosteneinsparungen und kreativen Möglichkeiten. Er rät Rundfunkanstalten, zukunftssichere Technologien und Standards wie SMPTE 2110 zu berücksichtigen.

Gulenc stimmt zu, dass die langfristigen Vorteile die anfänglichen Investitionen überwiegen, und betont die Reduzierung von Materialabfällen, Zeitersparnis und erhöhte Studioauslastung.

Churruca spricht die Demokratisierung der virtuellen Produktion aufgrund einer breiteren Palette an erschwinglichen Lösungen an, die es den Kreativen ermöglichen, ihre Kreativität in den Vordergrund zu stellen.

Brodersen betont die Bedeutung einer sorgfältigen Planung für eine erfolgreiche Integration, unter Berücksichtigung von Kameratracking, GPU-Leistung und Infrastruktur. Er rät, den richtigen Ansatz je nach Bedarf zu wählen und die technischen Ressourcen einzubeziehen.

Mazerolle hebt die kritischen Aspekte von Kameratracking, Latenz und Farbtreue bei der nahtlosen Integration hervor und betont die Bedeutung von Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit in Live-Rundfunkumgebungen.

Paquin spricht den früheren Widerstand gegen virtuelle Lösungen aufgrund von Zuverlässigkeitsproblemen an, betont aber die Verbesserungen in der Tracking-Technologie, einschließlich des Aufkommens spurloser virtueller Anwendungen. Er betont die Bedeutung der Ergänzung bestehender Arbeitsabläufe für eine erfolgreiche Einführung.