Alle Augen sind auf Deutschland gerichtet, da die Mitgliedsstaaten der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) sich darauf vorbereiten, über das Budget der Agentur für die nächsten drei Jahre zu entscheiden. Die bevorstehende Ministerkonferenz, die für den 26. und 27. November in Bremen geplant ist, wird entscheidend sein, um die finanzielle Unterstützung für die ehrgeizigen Programme der ESA festzulegen. Bei der vorherigen Konferenz im Jahr 2022 war Deutschland mit rund 3,5 Milliarden Euro der größte Beitragszahler. Dieses Mal, da die ESA insgesamt etwa 22 Milliarden Euro anstrebt, erwarten Branchenexperten einen signifikanten Anstieg aus Deutschland.

Spekulationen auf der Space Tech Expo Europe Konferenz in dieser Woche deuten darauf hin, dass Deutschland zwischen 4,5 und 5 Milliarden Euro anbieten könnte, wobei einige sogar auf noch mehr hoffen. Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation für Bremen, betonte die Notwendigkeit für Europa, unabhängig und strategisch im Weltraum zu agieren, und forderte Deutschland auf, seine Führungsrolle in Schlüsselprogrammen wie Ariane, Artemis und Erdbeobachtung zu stärken. "Europa muss meiner Meinung nach zeigen, dass es unabhängig und strategisch handeln kann und seine Raumfahrttechnologien an den Bedürfnissen seiner Bürger, seiner Wirtschaft und seiner Sicherheit ausrichtet", sagte Vogt.

Marco Fuchs, Vorstandsvorsitzender von OHB, bekräftigte diese Ansicht und wies auf die hohen Erwartungen an Deutschlands Zusagen hin. Er zeigte sich optimistisch, dass die ESA ihr Ziel von 22 Milliarden Euro erreichen wird, und hob das neue deutsche Ministerium für Raumfahrt hervor. "Da Deutschland Gastgeber ist, ist die Erwartung natürlich hoch, dass Deutschland erhebliche Zusagen macht", sagte Fuchs. Er deutete auch an, dass das deutsche Militär möglicherweise zur ESA-Finanzierung beitragen könnte, was eine Abkehr von bisherigen Praktiken darstellen würde.

Die Ankündigung der deutschen Regierung, über fünf Jahre 35 Milliarden Euro in die militärische Raumfahrt zu investieren, hat weitere Spekulationen angeheizt. Einige erwarten, dass diese Mittel deutsche Start-up-Unternehmen wie Isar Aerospace und Rocket Factory Augsburg unterstützen werden. Das European Resilience from Space (ERS) Programm, das sich auf verteidigungsbezogene Erdbeobachtung, Kommunikation und Navigation konzentriert, könnte jedoch eine Herausforderung darstellen. Laut Quellen ist "Deutschland noch nicht sehr angetan" von ERS.

Pierre Godart, Geschäftsführer der deutschen Geschäftseinheit von ArianeGroup, wies auf die sich entwickelnde Position Deutschlands im Weltraum hin, was eine positive Nachricht für die deutsche Industrie ist. Marcus Pleyer, Staatssekretär im deutschen Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt, bekräftigte Deutschlands Engagement für die ESA und erklärte: "Deutschland ist und bleibt ein starker und verlässlicher Partner der ESA."

Kanada hat bereits eine Erhöhung um 528,5 Millionen kanadische Dollar für ESA-Programme zugesagt. Mélanie Joly, Kanadas Industrieministerin, behauptete, diese Erhöhung stelle eine Verzehnfachung gegenüber früheren Beiträgen dar. Josef Aschbacher, ESA-Generaldirektor, bezeichnete Kanadas Beitrag als "wichtige Neuigkeit".

Trotz der Unsicherheit über die endgültigen Zahlen bleibt Fuchs optimistisch hinsichtlich des Ergebnisses der Ministerkonferenz. "Ich glaube, die Ministerkonferenz wird ein Erfolg, und nicht nur, weil man es hinterher immer zum Erfolg erklärt", schloss er. Das Ergebnis der Konferenz wird ein wichtiger Indikator für Europas Raumfahrtambitionen sein.