Nach dem Fehlschlag seiner Spectrum-Rakete am 30. März hat Isar Aerospace seine Untersuchungen abgeschlossen. Die Unternehmensleitung gab bekannt, dass die Hauptursache ein Verlust der Lageregelung war, der auf einer unzureichenden Modellierung der Biegemoden des Fahrzeugs beim Start beruhte. Alexandre Dalloneau, Vice President of Mission and Launch Operations, erklärte: „Die Steuerbarkeit muss so abgestimmt sein, dass sie ein solches Verhalten entgegenwirkt. Wir befanden uns außerhalb der erwarteten Umgebung, sodass die Steuerbarkeit nicht erfolgreich war.“ Dies führte dazu, dass die Rakete die Sicherheitszone überschritt und ihr Flugbruchsystem ausgelöst wurde.

Ein sekundäres Problem betraf ein unbeabsichtigt geöffnetes Entlüftungsventil, das den Austritt von kryogenen Dämpfen ermöglichte. Dieses Problem wird durch die Umstellung der Ventilsteuerung von der Bodensoftware auf die Flugsoftware behoben. Trotz des erfolglosen Einschuss in die Erdumlaufbahn betrachtet Dalloneau den Start als erfolgreichen Test und hebt die erfolgreiche Funktionalität des selbst entwickelten Flugbruchsystems hervor: „Wir haben gezeigt, dass unser System sicher und im Einklang mit den Simulationen war. Das ist ein enorm wichtiges Kriterium für uns, um wieder auf die Startrampe zurückzukehren, denn wir können ein sicheres System garantieren, wenn etwas schief geht.“

Isar bereitet sich auf einen zweiten Start vor, der für Ende 2023 oder Anfang 2024 geplant ist. Die erste Stufe befindet sich in Andøya zu Testzwecken, während die zweite Stufe in der Endmontage ist. Der Start, vorbehaltlich der Lizenzierung, wird Cubesats im Rahmen des „Boost!“-Programms der Europäischen Weltraumorganisation tragen und einen entscheidenden Schritt in Richtung Betriebsqualifikation darstellen. Stella Guillen, Chief Commercial Officer, erwartet eine schrittweise Steigerung der Startfrequenz und zielt auf sechs bis acht Starts pro Jahr bis 2028 ab, angetrieben durch die hohe Nachfrage, insbesondere von europäischen Verteidigungsprogrammen. „Die Nachfrage ist derzeit enorm, besonders auf der Verteidigungsseite in Europa“, sagte sie. „Wenn Sie 2029 starten wollen, müssen wir jetzt sprechen.“

Isars langfristige Vision umfasst die Produktion von 30 bis 40 Fahrzeugen pro Jahr, wobei der Andøya Spaceport und eine gemeinsame Startrampe in Kourou, Französisch-Guayana, genutzt werden. Guillen räumt den wettbewerbsintensiven europäischen Startmarkt ein, betont aber die Zuverlässigkeit und die Erfüllung der Marktanforderungen als zentrale Prioritäten: „Ich denke, es ist wichtig, dass wir das Tempo erreichen, das der Markt benötigt, und das zuverlässig. Wir sind derzeit sowieso ganz vorne mit dabei.“