Der Piracy Shield, ein neues Anti-Piraterie-System der italienischen Kommunikationsbehörde AGCOM, steht unter der Lupe der Europäischen Kommission. Seine Geschwindigkeit ist bemerkenswert: Webseiten, die als verdächtig eingestuft werden, können innerhalb von 30 Minuten auf die schwarze Liste gesetzt werden. Diese schnelle Reaktion ist besonders wertvoll für Inhaber von Sportrechten, wo schnelles Handeln entscheidend ist, um erhebliche finanzielle Verluste zu minimieren.

Diese Effizienz wirft jedoch ernsthafte Bedenken auf. Kritiker bemängeln das Fehlen einer vorherigen gerichtlichen Kontrolle und die mögliche Verletzung des Rechts einer Person auf Verteidigung. Darüber hinaus führten technische Probleme mit dem Google CDN vorübergehend zu einem blockierten Zugriff auf Dienste wie YouTube und Google Drive. Die mangelnde Transparenz in Bezug auf die technischen Spezifikationen des Piracy Shield schürt die Bedenken hinsichtlich seiner Governance. Die Verwaltung des Systems liegt bei SP Tech, einer Tochtergesellschaft der Lega Serie A, was einen potenziellen Interessenkonflikt schafft.

Diese Bedenken veranlassten die Computer & Communications Industry Association (CCIA), eine Beschwerde bei der Europäischen Union einzureichen, in der mögliche Verstöße gegen den Digital Services Act und die Vorschriften für ein offenes Internet geltend gemacht werden. AGCOM-Kommissar Massimiliano Capitanio verteidigte den Piracy Shield und behauptete, er bringe Italien bei der Bekämpfung illegalen Streamings an die Spitze.