Die geplante Fusion von Super RTL und Nickelodeon wurde von den deutschen Kartellbehörden blockiert. RTL Deutschland, die Muttergesellschaft von Super RTL, zog ihren Antrag auf Genehmigung des Projekts zurück, nachdem das Bundeskartellamt RTL und Paramount mitteilte, die Transaktion zu untersagen.

"Die von RTL und Paramount geplante Fusion hätte den Bereich der Videowerbung für die Zielgruppe der Kinder zwischen 3 und 13 Jahren betroffen. Nach den Untersuchungen ist dieser Werbemarkt so deutlich geprägt, dass er von anderen Werbeformen abzugrenzen war", sagte Andreas Mundt, Präsident des Kartellamts. "Es gibt nur eine sehr begrenzte Anzahl von Unternehmen, die Werberäume anbieten, die speziell auf Kinder ausgerichtet sind, allen voran RTL mit seinen entsprechenden Fernsehangeboten. Auf dem öffentlich-rechtlichen Sender KiKA gibt es keine Werbung."

"Wir beobachten eine starke Abwanderung vom linearen Fernsehen, insbesondere bei Kindern. Streaming-Dienste wie Netflix oder Amazon spielen jedoch derzeit keine Rolle auf dem Kinderwerbemarkt. Gleiches gilt für Social-Media-Angebote wie TikTok oder Snapchat, die in ihrer Natur und Gestaltung ohnehin deutlich anders sind und aufgrund ihrer Altersgrenzen nicht auf Kinder ausgerichtet sind und daher keine spezifisch auf Kinder ausgerichteten Werberäume anbieten", fügte Mundt hinzu.

RTL gehört zur Bertelsmann-Gruppe und ist mit den Marken Super RTL, Toggo und Toggo plus im Kindermarkt aktiv, unter denen es verschiedene Kinderprogramme anbietet, vor allem im linearen Fernsehen, aber auch im Streaming-Dienst RTL+. Paramount ist mit dem Fernsehsender Nickelodeon im deutschen Kindermarkt aktiv und zunehmend auch online mit seinem Angebot Paramount+ und Kinderkanälen auf seiner FAST-Channel-Plattform Pluto TV.

Der Bereich der Werbung auf diesen Angeboten war für die Fusionskontrolluntersuchung des Kartellamts von größter Bedeutung. Nach Angaben der Wettbewerbsbehörde haben die Untersuchungen praktisch aller großen Werbetreibenden im Kindermarkt und der (potenziellen) Wettbewerber nicht nur im TV-Bereich, sondern auch im Online-Bereich deutlich gemacht, dass es eine besondere Nachfrage von Werbetreibenden nach Videowerberäumen gibt, über die Kinder im Alter von drei bis 13 Jahren gezielt und sicher erreicht werden können.

Neben den relevanten Angeboten von RTL und Paramount ist Disney in diesem Bereich vor allem im Fernsehen und Alphabet/Google mit seinem YouTube Kids-Angebot im Online-Bereich aktiv. Laut Kartellamt ist Super RTL mit Abstand der führende Anbieter, gefolgt von Disney, das weit vor Nickelodeon liegt: Selbst wenn YouTube Kids aufgrund der sich ändernden Sehgewohnheiten in die Analyse einbezogen wird, bleibt Super RTL der klare dominierende Anbieter - und würde mit der Hinzufügung von Nickelodeon deutlich an Gewicht gewinnen.

Das Kartellamt befasste sich zuletzt 2021 mit dem Kinderfernsehmarkt. Damals erhob es keine Einwände gegen die vollständige Übernahme von Super RTL durch RTL Deutschland, das zuvor als Joint Venture mit Disney betrieben wurde. Damit fiel Super RTL zwar vollständig an RTL, aber es ermöglichte auch Disney als Wettbewerber.

Nach dem Rückzug von der Übernahme ist derzeit unklar, ob Paramount Nickelodeon nun weiterhin als Free-TV-Sender in Deutschland anbieten wird oder, wie im Zuge des Deals mit Super RTL geplant, den Sender als lineares Angebot einstellen und sich auf seine Streaming-Angebote konzentrieren wird. Paramount hat auf eine entsprechende Anfrage von Broadband TV News noch nicht reagiert.