Der 28. FRK Breitbandkongress eröffnete in Leipzig mit Diskussionen über die Realitäten des Glasfasermarktes und die Notwendigkeit einer stärkeren Kundenzentrierung. Ralf Berger, der neue Vorsitzende des deutschen Kabelnetzbetreiberverbands FRK, begrüßte die Delegierten und dankte seinem Vorgänger Heinz-Peter Labonte. Er hob die Entwicklung der Branche von DVB-T zu Glasfasernetzen hervor und betonte, dass sich zwar die Technologien ändern, die grundlegenden Probleme jedoch bestehen bleiben.
Berger kritisierte die zunehmende politische Einmischung im Breitbandsektor und erklärte: „Mehr denn je mischt sich die Politik dort ein, wo sie nichts zu suchen hat.“ Er betonte, dass das Leitprinzip immer der Nutzen für den Kunden sein müsse. Sebastian Krems, Vorsitzender von Latus Consulting, hielt eine Keynote-Rede mit dem Titel „From homes passed to homes connected – the new currency in the fibre market.“ Seine Analyse ergab, dass die Rollout-Kosten höher als erwartet sind, die Geschäftspläne überzogen sind und die Einnahmen niedrig bleiben. Die durchschnittliche Akzeptanzrate stagniert bei etwa 25 Prozent, und Krems stellte unverblümt fest: „Business plans are not flying.“ Dies, so warnte er, mache es zunehmend schwierig, Investorenkapital zu sichern.
Krems argumentierte, dass die Öffnung von Netzen durch Open Access unerlässlich sei. Er hinterfragte, ob die Branche die Bedürfnisse der Kunden wirklich verstehe und stellte fest, dass Zuverlässigkeit das wichtigste Kaufkriterium (40 % der potenziellen Kunden) ist, gefolgt von Preis und Download-Geschwindigkeit. Er bemerkte: „Aber damit werben Breitbandanbieter in der Regel nicht.“ Krems riet dazu, Kundenbeschwerden in sozialen Medien auszuwerten, um unerfüllte Versprechen zu identifizieren. Er schloss mit den Worten: „Wir können es besser machen“ und plädierte für operative Exzellenz in IT, Marketing und Vertrieb.
Dr. Henrik Bremer, Rechtsanwalt beim Wirtschaftsrat Recht, gab einen strategischen Ausblick. Er unterstützte Open Access, insbesondere bei der Marktkonsolidierung kleinerer Glasfaserbetreiber. Er räumte die Widerstandsfähigkeit von Kabelnetzen ein und hinterfragte angesichts des mangelnden Drucks von Mietern und Hauskäufern auf dem aktuellen Wohnungsmarkt: „Wer braucht denn wirklich einen Gigabit-Anschluss?“. Bremer kritisierte auch politische und regulatorische Eingriffe und betonte: „Investoren hassen Regulierung und Preisdeckel.“ Er hob neue Umsatzmöglichkeiten auf Netzebene 4 hervor, wie z. B. die Konnektivität für intelligente Zähler.
Der Kongress, der vom 10. bis 11. September stattfand, umfasste Sitzungen zu Marktkonsolidierung, technologischer Innovation, Großhandelsstrategien und rechtlichen Rahmenbedingungen.